Famulatur in Uganda

Hier folgt der Bericht über meine achtwöchige Famulatur im Kiwoko Hospital, Uganda von Februar bis April 2002. Wer ebenfalls vorhat eine Famulatur in Afrika zu machen wird hoffentlich ein paar nützliche Informationen finden, und wen's nicht interessiert, der kann sich ja gleich die vielen Bunten Bilder anschauen.

Bewerbung

Nun ja, die Bewerbung ist mit Sicherheit der schwierigste Teil am ganzen Unternehmen Afrika, vor allem, wenn man wie ich den Fehler macht, sich über den DFA zu bewerben. Ich will den vielen, vielen freiwilligen studentischen Mitarbeitern in den Auslandssprechstunden der Unis nicht Unrecht tun, sie leisten hervorragende Arbeit. Wenn man sich aber über den DFA bewerben will, ist schon recht eigenartig, daß man einen Letter of Motivation schreiben soll nach dem sich dann angeblich bei zu vielen Bewerbern für ein Land das Auswahlverfahren richtet. Einige Wochen später bekommt man dann eine Absage mit der Begründung, daß das Losverfahren entschieden hat. Da fragt man sich schon wofür man sich erstens die Mühe mit dem Letter of Motivation gemacht hat, und vor allem zweitens, wieso man für diese Lotterie 25,-DM bezahlen soll. Daß man irgendein Auswahlverfahren machen muß ist logisch, dann sollte man sich aber entweder wie angekündigt wirklich nach dem Letter of Motivation richten, oder wenigstens kein Geld verlangen wenn der Bewerber abgelehnt wird.
NilpferdDies war aber zum Glück das einzige größere Ärgerniss der gesamten Famulatur. Ich hab mich dann relativ kurzfristig circa drei Monate vor geplantem Famulaturbeginn noch direkt bei einer Reihe von Krankenhäusern in Uganda, Kenya und Tansania beworben. Die Bewerbungsunterlagen enthielten außer dem Bewerbungsschreiben und einem Lebenslauf noch einen Letter of Recommendation vom Dekan sowie ein englisches Sprachzeugniss (Daß letzteres wirklich nötig ist glaub ich eher nicht, aber durch die Bewerbung beim DFA hatte ich es nun mal, und nachdem es ja auch noch mal 40,-DM gekostet hat, muß man halt irgendwas damit anfangen). Ich hab insgesamt zehn Krankenhäuser per Post und drei per E-Mail angeschrieben und immerhin von zehn auch eine Antwort bekommen (Das ist eine wesentlich höhere Quote als bei meinen Bewerbungen fürs PJ in England. Die Engländer habens offensichtlich nicht nötig ihre Post zu beantworten). Aufgrund der kurzfristigen Anfrage waren zwar die meisten Antworten negativ, aber wenn man wie ich Glück hat, lohnt sich auch eine kurzfristige Bewerbung immer. Man sollte sich also von den vielen Warnungen von anderen Famulaturberichten, daß man sich mindestens ein bis eineinhalb Jahre vorher bewerben muß nicht abschrecken lassen (Auch wenn dies natürlich besser wäre). Die Adressen der Krankenhäuser und auch die Antworten die ich bekommen hab sind im Adressenteil aufgelistet.

Vorbereitungen

Wichtig sind natürlich die Impfungen sowie eine entsprechende Malariaprophylaxe: Gelbfieber ist für die Einreise vorgeschrieben, auch wenn es bei mir niemand kontrolliert hat, Hepatitis A und B, Typhus und natürlich die sogenannten Kinderkrankheiten (besonders Masern können bei Erwachsenen sehr schwer verlaufen und sind in Afrika bei Kindern extrem häufig, also im Notfall Impfung nachholen). Meningokokken-Meningitis ACWY ist wenn man in einem Krankenhaus arbeitet sehr zu empfehlen, als Tourist braucht man sie wahrscheinlich nicht unbedingt. Gegen Malaria sollte man neben einer Chemoprophylaxe (meistens wohl Lariam: ich hatte übrigens keinerlei Nebenwirkungen und konnte darauf einwandfrei schlafen) und Autan auch ein Moskitonetz mitnehmen. Im Krankenhaus gab es zwar welche, aber zum Herumreisen benötigt man es doch ab und zu.
Geflogen bin ich mit Emirates Airlines was trotz der relativ kurzfristigen Buchung (sechs Wochen vor Abflug) mit 680€ relativ günstig war. Man hat zwar einen recht langen Aufenthalt in Dubai, kommt dafür aber Mittags in Entebbe, Uganda an und hat damit genug Zeit bevor es Dunkel wird an seinen Zielort zu gelangen. Alternativ kann man zum Beispiel auch mit British Airways oder Kenya Airlines fliegen.
Ein Visum muß man beim ugandischen Konsulat in München beantragen, was zu meiner Zeit 28,- Euro kostete und auch sehr kurzfristig noch möglich ist, dann allerdings teurer wird.
Versichern kann man sich als Medizinstudent zum Beispiel über die Deutsche-Ärzte-Versicherung. Das kostete mich 16,- Euro, aber da die meisten normalen Auslandskrankenversicherungen bis maximal sechs Wochen gültig sind, bleibt einem kaum etwas anderes übrig.
Geldtechnisch wird einem empfohlen US $-Travellerchecks mitzunehmen, da man damit keine Probleme hat wenn sie einem gestohlen werden. Allerdings bekommt man für Bargeld einen erheblich besseren Wechselkurs, sodaß man eventuell das Geld, welches man sofort nach der Ankunft umzutauschen gedenkt in Bar mitnehmen kann und nur den Rest in Travellerchecks mitnimmt. Man darf sich dann nur nicht auf dem Weg vom Flughafen zur Wechselstube beklauen lassen, spart dadurch aber doch einiges ein. Die ugandische Währung ist übrigens der Schilling. Zu meiner Zeit bekam man für einen Dollar 1650 Schilling, allerdings ist die Inflation in Uganda nicht gerade gering, sodaß dies mittlerweile mit Sicherheit nicht mehr stimmt. Vielerorts kann man aber auch gleich mit US$ bezahlen, man sollte also nicht zu viel wechseln.
Die in den Reiseführern erwähnte Gebühr von 20 US$ bei der Ausreise aus Uganda hat von mir übrigens niemand verlangt. Ich weiß also nicht ob es sie überhaupt noch gibt.

Kiwoko Hospital

Kiwoko Kiwoko liegt circa 60km nördlich von Kampala, der Hauptstadt von Uganda und besitzt schätzungsweise 200 Einwohner, von denen die meisten im Krankenhaus arbeiten. Im Kiwoko Hospital gibt es fünf Stationen: Männer, Frauen (jeweils getrennt in chirurgische und innere Patienten), Kinder, Gynäkologie und Geburtshilfe sowie eine Tb-Station.
Die ersten vier Wochen hab ich auf der Pädiatrie-Station verbracht, was ich jedem Neuling in einem derartigen Krankenhaus nur empfehlen kann, da die Kinderheilkunde in Ostafrika recht übersichtlich ist: Schätzungsweise die Hälfte der Kinder hat Malaria. Der Rest besteht zum größten Teil aus Masern, bakterieller Meningitis, Pneumonie und Durchfall. Wenn man sich aufschreibt mit welchen Medikamenten die Kinder hier behandelt werden und sich ein wenig die herrschenden Standards merkt kann man damit sehr schnell circa 95% aller Kinder selbstständig behandeln, ohne ständig auf einen Arzt angewiesen zu sein. Außerdem ist es bei Kindern recht einfach eine Anamnese zu erheben da die Fragen immer die gleichen sind: Fieber, Durchfall, Erbrechen, Trinkschwierigkeiten, Krämpfe, etc. So kann man nach einiger Zeit die Mütter auch ohne Übersetzer befragen. Dafür hat man in Afrika allerdings etwas mehr Verantwortung als in Deutschland: So muß man zum Beispiel selbst entscheiden ob ein Kind sofort eine Bluttransfusion benötigt oder ob man auf den Hb warten kann, da der nächste "echte" Arzt oft nicht so schnell aufzutreiben ist. Genauso ungewohnt (aber eine gute Übung) ist das Verschreiben von Medikamenten, was man in Deutschland als Student ja nie macht. Außerdem kann man zum Beispiel das Durchführen von Lumbalpunktionen lernen, da bakterielle Meningitiden leider sehr häufig sind. Was man leider auch regelmäßig zu „üben“ bekam war das Reanimieren von Kleinkindern was ungefähr einmal pro Woche passiert: Die Kinder kommen meist mit Malaria und einem Hb so um die 3 g/dl. Dann kommt es vor, daß man es nicht mehr rechtzeitig schafft eine Transfusion anzuhängen. Die Reanimationen sind meistens erfolglos, da den Kindern aber eigentlich nur ein paar rote Blutkörperchen fehlen und man die Malaria gut behandeln könnte, versucht man natürlich trotzdem alles Mögliche um sie zu retten.
Danach habe ich zwei Wochen in der Chirurgie verbracht. Der Tagesablauf sieht hier so aus, daß man am Morgen die Visite der chirurgischen Patienten auf der Männer und der Frauenstation macht. Danach ist man für den Rest des Tages im OP beschäftigt und zwar so lange wie es halt dauert, das heißt manchmal bis zwei Uhr Nachmittags und manchmal bis acht Uhr abends. Aufnahmen auf Station übernehmen die Ärzte welche gerade für die nicht-chirurgischen (d.h. internistischen, neurologischen, dermatologischen) Patienten auf der Männer bzw. Frauenstation zuständig sind. Im OP ist man in der Regel (außer zu Beginn bei größeren Operationen) erster Assistent, was natürlich den Lernerfolg ganz beträchtlich erhöht wenn man nicht wie in Deutschland üblich irgendwo rumsteht von wo aus man kaum etwas sehen kann, geschweige denn mal etwas anlangen darf. Kleinere Eingriffe kann man auch mal selber machen wie zum Beispiel Nähen, Abszesse drainieren oder eine Hauttransplantation machen. Ja, richtig gelesen, man macht hier Spalthauttransplantationen und zwar mit einer Rasierklinge: Und in der Chirurgievorlesung wollten sie uns beibringen, daß Spalthaut 0,2 mm dick sein soll. Na ja, meine Hautfetzen waren das wohl eher nicht. Vollnarkosen werden hier übrigens alle mit Ketamin gemacht da kein Beatmungsgerät zur Verfügung steht. Das funktioniert zwar ganz gut, das Risiko ist allerdings für die Patienten relativ hoch sodaß man natürlich lieber in Lokalanästhesie operiert. Das führt dazu, daß man zum Beispiel die Laparotomien zur Sterilisation von Frauen (eine der häufigsten Operationen überhaupt zusammen mit Kaiserschnitten) in Lokalanästhesie macht.
Danach war ich noch eine Woche in der Gynäkologie und Geburtshilfe. Hier liegen vor allem Frauen nach Kaiserschnitt sowie mit Problemen während der Schwangerschaft wie Präeklampsie, Diabetes, etc. Am Spannendsten ist es hier natürlich bei Geburten dabei zu sein bzw. eventuell auch mal selbst durchzuführen. Außerdem konnte man hier gut seine Fähigkeiten im Ultraschall verbessern. Dabei kommt es nur darauf an das Gestationsalter über den Schädeldurchmesser sowie die Herzfrequenz zu bestimmen. Um irgendwelche Anomalien zu erkennen ist das Sono-Gerät zu schlecht, und außerdem hätte es kaum Konsequenzen. Somit braucht man keine Angst zu haben irgendetwas zu übersehen. Außerdem sind die Ultraschallfähigkeiten der ugandischen Ärzte auch sehr unterschiedlich, sodaß man sich wenn man schon mal einen Sonokurs mitgemacht hat nicht zu verstecken braucht.
Giraffe Apropos Ärzte: Zu meiner Zeit arbeiteten im Kiwoko Hospital fünf ugandische Ärzte, der Medical Superintendent aus England, eine Japanerin, ein deutscher AIP und seine Frau als Zahnärztin. Dafür daß dieses Krankenhaus der Versorgung von circa 500 000 Menschen dient ist das also nicht gerade viel. Dafür wird sehr viel Arbeit wie zum Beispiel Blut abnehmen und Nadeln legen von den sehr gut ausgebildeten Pflegekräften erledigt. Die Docs waren alle wahnsinnig hilfreich und haben gerne etwas erklärt, auch wenn die ugandischen Ärzte häufig den ugandischen Studenten noch etwas mehr erklärt haben als mir. Man hat immer ausführliche Antworten auf seine Fragen bekommen, und konnte sagen was man sich zutraut und was nicht.
Rein sprachlich ist es übrigens zum Teil nicht ganz einfach: Die Ärzte und Schwestern sprechen alle hervorragend Englisch. Unter den Patienten kommt es aber leider sehr selten vor, daß einer die offizielle Landessprache beherrscht, sodaß man Anamnesen eigentlich nur mittels Übersetzer erheben kann. Da mein Englisch dann auch nicht perfekt ist, bedurfte es manchmal schon einiger Mühe, brauchbare Angaben zu bekommen. Wenn man weiß, wie schwierig es manchmal ist aus einem deutschen Patienten das zu erfragen was man wissen will, dann kann man sich vorstellen, daß bei der Übersetzung vom Deutschen ins Englische, von Englisch in Luganda und das Ganze wieder zurück einiges an Information verfälscht wird oder ganz verloren geht. Kompliziert wird das dann noch dadurch, daß es in Uganda circa 30 verschiedene regionale Sprachen gibt. So kam es vor, daß selbst die ugandischen Ärzte oder Schwestern einen Dolmetscher benötigten um sich mit einem ugandischen Patienten zu unterhalten.

Community based health care

Eine hervorragende Möglichkeit den typisch ugandischen Lebensalltag kennen zu lernen (Ärzte zählen in Uganda schließlich zur Oberschicht und auch als Krankenschwester / -pfleger gehört man schon zu den wenigen besser gestellten) sind die Fahrten im Rahmen der "Community based health care" (CBHC). Dabei fahren fast täglich einige Mitarbeiter des Krankenhauses zu in der Umgebung liegenden Dörfern und Schulen um dort die Einwohner aufzuklären und Krankheitsprävention zu betreiben. Dabei mitfahren zu können war sicherlich eines der schönsten Erlebnisse in den acht Wochen in Uganda.
Wir besuchten ein Dorf, in dem eine Mitarbeiterin des Krankenhauses eine Gruppe von Frauen über Ernährung aufklärte. Man versteht zwar kein Wort, aber dafür wird für einen extra nochmal der Nachwuchs in die Waage gehängt, damit man auch ein nettes Photo machen kann.
Kiwoko Kids Außerdem waren wir in einer Schule an der die Kinder alle kurz untersucht wurden um dann alle ihr Mebendazol zu bekommen, damit sie wenigstens einmal im Jahr ihre Würmer loswerden. Man muß nur damit rechnen, daß man als Weißer natürlich die Attraktion des Tages für die gesamte Schule darstellt. Da ist man dann schnell mal von einer Hundertschaft an Schulkindern umringt.
Außerdem wurde uns ein Modell-Haus gezeigt. Es gibt zwar auch auf dem Grundstück des Krankenhauses ein Modell-Haus, welches demonstriert, wie die Ugander im Idealfall ihre Häuser bauen sollten, aber dieses war im Gegensatz dazu bewohnt und lag mitten in der Prärie. Es ist schon etwas erschreckend in welch einfachen Verhältnissen die meisten Ugander auf dem Land leben. Umso erstaunlicher ist es auf der anderen Seite, wie freundlich und fröhlich die Menschen überall sind.

Leben im Kiwoko Hospital

Hospital Sign Nun ja, das Leben in Uganda zu beschreiben ist nicht ganz einfach, man muß es einfach erleben. Wir befanden uns im Guest-House des Kiwoko Hospital natürlich an einem der vornehmsten Orte in ganz Uganda. Wir hatten einen Kühlschrank sowie einen Gefrierschrank, einen Gasherd, eine Dusche mit Regenwasser (natürlich kalt!), und auch sonst mangelt es einem dort eigentlich an nichts. Auf der anderen Seite muß man natürlich schon ab und zu mal auf Kakerlakenjagd gehen, und circa jeden dritten Tag fällt für einige Zeit der Strom aus. Es ist ungefähr so wie wenn man mit dem Wohnmobil zum Campen geht: Alles etwas kleiner und eingeschränkt, aber fehlen tut einem eigentlich nichts.
Im Guest-House haben außer mir noch zwei Mädels aus Irland bzw. Kanada gewohnt, die beide für ein Jahr in Kiwoko geblieben sind um dort die Kinder der Europäer (vier um genau zu sein) zu unterrichten. Nach einigen Wochen kam dann noch ein Medizinstudent aus England dazu. Außerdem waren zwei mal für jeweils drei Wochen drei ugandische Medizinstudenten zu Gast, die dort quasi ihre Ferien verbracht haben (Ja, die verbringen tatsächlich ihre Ferien mit Arbeiten im Krankenhaus, da sollten wir deutsche Medizinstudenten uns mal ein Beispiel dran nehmen!). Dazu kamen dann noch immer wieder mal Gäste aus aller möglichen Herren Länder wie zum Beispiel Japan, England oder USA. Um es kurz zu machen: Wir hatten wahnsinnig viel Spaß zusammen, es war fast jeden Abend irgendwas los, sodaß man die fehlenden Ausgehmöglichkeiten absolut nicht vermisst, und ich hab in den acht Wochen so viele verschiedene Kulturen kennengelernt wie in meinem gesamten vorherigen Leben nicht. Allerdings bin ich auch so gut wie nie zum Schlafen gekommen. Vor allem die ugandischen Studenten waren hart: Vor Mitternacht war an Schlafen gar nicht zu denken, und die Visite begann jeden Morgen um halb acht: Auf Dauer schlaucht das ganz schön.

Reisen in Uganda

Uganda eignet sich allerdings nicht nur zum famulieren, sondern ist auch als Reiseland durchaus einen Besuch wert. Es ist zwar touristisch nicht ganz so erschlossen wie zum Beispiel Kenya, aber es ist ziemlich ideal um als Rucksacktourist einfach so draufloszureisen. Wenn man nicht alzugroße Ansprüche stellt an die Fortbewegungsmittel und die Unterkünfte kann man dadurch sehr günstig durch das Land reisen und dabei sehr viel sehen. Alternativ bietet sich für diejenigen mit genügend Kleingeld die Möglichkeit sich ein Auto zu mieten und in relativ teuren Hotels abzusteigen. Interessanterweise gibt es in Uganda entweder sehr günstige Unterkünfte in "Dorms" und auf Zeltplätzen oder extrem teure und vornehme Hotels. Dazwischen gibt es eigentlich kaum etwas.
Kampala An drei Wochenenden bin ich von Samstag früh bis Sonntag abend nach Kampala, der Hauptstadt von Uganda gefahren. Eine Sehenswürdigkeit an sich ist schon der Taxipark an dem man ankommt. Hier stehen dutzendweise weißer Kleinbusse die total chaotisch, laut hupend durcheinander fahren. Dazwischen drängen sich tausende von Ugandern und wollen einem alles mögliche verkaufen, sich als Führer anbieten oder sonst irgendwas andrehen. Am Anfang ist es etwas nervig, daß man als Weißer alle zehn Meter angesprochen wird, aber man gewöhnt sich relativ schnell daran. Man sollte nur keine wertvollen Dinge mit sich herumtragen, da der Taxipark natürlich der ideale Platz für Taschendiebe ist. Zweimal musste ich feststellen, daß auf einmal der Reisverschluß meines Rucksacks offen war, aber offensichtlich konnte der Überltäter mit meiner Zahnbürste nichts anfangen, sodaß nie etwas gefehlt hat.
Die größte Sehenswürdigkeit in Kampala sind angeblich die Kasubi-Tombs, die Grabstätte der Könige von Uganda. Ich fand sie aber eher entäuschend: Eigentlich handelt es sich nur um eine ziemlich große Strohhütte. Gegen ein für ugandische Verhältnisse unverschähmt hohes Eintrittsgeld erklärt einem ein Führer einiges über die Geschichte Ugandas und die vier Könige die hier liegen. Im Inneren sieht man dann noch ein paar Bilder, Speere und Schilder, einen ausgestopften Leoparden und ein ugandisches Brettspiel daß einem der Könige gehört haben soll. Insgesamt ist das ganze meiner Ansicht nach aber eher eine Touristenabzocke als eine echte Sehenswürdigkeit.
Namirembe Cathedral Lohnenswerter ist es da die Namirembe-Kathedrale zu besuchen. Hier finden zwar kaum Touristen her, aber ich fand des Ort herrlich, da man dort auf einem Hügel im Gras sitzen kann und von oben einen herrlichen Überblick über Kampala hat. Es ist wunderbar ruhig und niemand stört einen dort: Der ideale Ort also, wenn man von dem Treiben in der Innenstadt genug hat und einmal eine Pause braucht.
Außerdem hab ich natürlich den Campus sowie die Uniklinik in Kampala besucht. Leider ist es mir nicht gelungen einen der ugandischen Studenten die in Kiwoko ihr Praktikum gemacht haben dort zu treffen, aber dennoch war es sehr interessant mal zu sehen wie die Uni dort aussieht. Eigentlich gar nicht mal so anders als bei uns, außer daß es dort eben einen richtigen Campus gibt, die Studentenwohnheime tatsächlich noch älter und gammliger sind als bei uns, und mitten auf dem Campus eine Moschee steht.
Es gibt noch eine ganze Reihe weiterer Sehenswürdigkeiten in Kampala. Das eindrucksvollste an dieser Stadt ist meiner Meinung nach aber einfach das Leben auf den Straßen und es macht wahnsinnig viel Spaß einfach nur durch die Gegend zu schlendern und das geschäftige Treiben und die Läden zu bewundern. Zum Übernachten bieten sich zum Beispiel das Backpackers oder das Red Chili Hideaway an, in denen man für circa sieben Mark pro Nacht in Zimmern mit vier Betten übernachten kann und auch sehr brauchbares und günstiges Essen bekommt.
Murchison FallsAuf alle Fälle sollte man wenn man nach Uganda kommt genug Zeit einplanen um mindestens zwei der Nationalparks zu besichtigen. Ich konnte den Murchison-Falls National Park sowie den Mount Elgon National Park besucht.
Für Murchison-Falls benötigt man allerdings entweder ein eigenes Auto oder man muß wie wir einen organisierten Trip buchen. Für 160-220$ sind dabei Hin- und Rückfahrt von Kampala, zwei Übernachtungen in einem sehr noblen Hotel mit Halbpension, Game-Drive, Bootsfahrt auf dem Nil, Fahrt zu den Wasserfällen, Chimpanzen-Trekking im Pabidi-Forest, und alles was man sonst noch braucht inbegriffen. Auch wenn das ganze für drei Tage also relativ viel Geld zu sein scheint, lohnt es sich, da man die drei Tage wirklich von sechs Uhr früh bis abends unterwegs ist und man rundum versorgt ist. Einen Eindruck, was man dabei an Tieren und an beeindruckender Landschaft zu sehen bekommt bieten die Photos. Jedenfalls war ich von dem Ausflug zum Murchison-Falls National Park total begeistert, und würde jederzeit wieder dorthin fahren.
Außerdem hab ich vier Tage im Mount Elgon National Park verbracht. Der höchste Gipfel des Mount Elgon ist 4321m hoch. Wenn man will kann man ihn besteigen, es gibt organisierte Touren bei denen man zusammen mit einem Führer und Gepäckträgern den Berg besteigen kann. Der Mount Elgon gilt als der kleine Bruder des Kilimancharo, da er ähnlich wie dieser relativ einfach zu besteigen ist, und wegen des angenehmen Klimas auch für nicht-extrem Bergsteiger zu bezwingen ist. Da das ganze jedoch circa sechs Tage dauert hatte ich leider nicht genug Zeit dafür, aber vielleicht kann ich das ja nochmal nachholen.
Gewohnt hab ich hier im Crow's Nest in Sipi, was ich sehr empfehlen kann. Es ist einfach grandios, wenn man am Morgen vor seiner Hütte sitzen kann und einen herrlichen Blick auf die Sipi-Falls hat. Sipi Falls Sipi ist sehr gut mit dem Taxi erreichbar, und man kann von hier aus hervorragend wandern gehen. Es gibt hier zwar keine wilden Tiere wie in Murchison-Falls, dafür ist die Landschaft mindestens so schön wie im Herr der Ringe. Dabei lohnt es sich, für ein paar Mark einen Führer zu nehmen, da man dann die wirklich schönen Plätze zu sehen bekommt und außerdem auch noch einiges über die Menschen in dieser Region erfährt.
Außerdem war ich dann noch zwei Tage in Jinja, mit circa 80 000 Einwohnern die zweitgrößte Stadt Ugandas, die direkt am Viktoria-See gelegen ist. Dort kann man die "Quelle" des Nils bewundern, die allerdings nicht sehr beeindruckend ist, da der Nil hier auch schon circa 30m breit ist und einfach nur ruhig vor sich hinfließt. Einige Kilometer flußabwärts an den Bujagali-Falls kann man raften gehen, was ich mir angesichts des Preises aber verkneifen konnte. Insgesamt muß ich sagen, daß ich, obwohl ich insgesamt nur circa eine Woche unterwegs war, wahnsinnig viel gesehen hab und Uganda ein herrliches Reiseland ist. Als Reiseführer hatte ich den "Nelles-Jumbo-Guide Uganda" sowie den "Lonely Planet: East Africa". Der Lonely Planet hat den Vorteil, daß hier wirklich alle Campingplätze, Dorms und Hotels inklusive Preisen angegeben sind, sowie exakte Informationen darüber wie man mit öffentlichen Verkehrsmitteln dorthin kommt. Der Führer ist also ideal für Rucksacktouristen, die möglichst günstig reisen wollen. Der Nelles ist dagegen eher für Leute gedacht die mit dem eigenen Auto durch Uganda fahren und enthält nur Informationen über einige sehr teure Hotels. Dafür sind die Sehenswürdigkeiten Ugandas viel besser beschrieben, und es gibt auch sehr viele Informationen über Menschen, Flora und Fauna. Außerdem enthält der Nelles sehr viele schöne Bilder, sodaß man schon mal vorneweg von Uganda träumen kann. Obwohl die Reiseführer also sehr unterschiedlich sind, kann man sie beide sehr empfehlen. Jeder hat halt seine eigenen Vorzüge und Nachteile.

Fazit

Mein Fazit ist ganz einfach: Ich hab wahnsinnig viel erlebt, ich hatte wahnsinnig viel Spaß und ich hab wahnsinnig viel gelernt. Ich hatte Glück mit meiner Wahl des Krankenhauses und möchte mich noch mal bei allen bedanken, die mir das Leben in Uganda so angenehm gemacht haben. Ich hab auch Berichte von Famulaturen gehört die nicht ganz so Problemlos verliefen. Wenn man aber mit einigen kleineren Einschränkungen leben kann und sich auf die völlig andere Kultur einläßt, kann man Uganda sowohl für eine Famulatur, als auch als Reiseland nur empfehlen.

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